Der digitale Medienguide in deutscher und tschechischer Sprache begleitet Deinen Besuch durch die Ausstellung „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ über die Lebensgeschichte des im Februar 1945 im KZ Dachau ums Leben gekommenen Pallottinerpaters Richard Henkes.
in Montabaur
in Frankfurt am Main
Die Ausstellung „Zeichnung und Verantwortung“ ehrt das umfangreiche und beeindruckend vielseitige Werk von Alexandra Kardinal und Volker Schlecht, die unter dem gemeinsamen Namen „Drushba Pankow“ deutliche Spuren in der deutschen wie auch internationalen Presse- und Verlagslandschaft hinterlassen haben. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden einzelne Szenen aus der Lebensgeschichte des Pallottiner-Paters Richard Henkes.
Gespräch anlässlich der Ausstellungseröffnung im Haus am Dom (Frankfurt)
zwischen Volker Schlecht (Drushba Pankow), Joachim Valentin und Martin W. Ramb.
von Andreas Thelen-Eiselen
Ein Comic über das Leben von Richard Henkes im KZ-Dachau? Und Richard Henkes als stiller Comic-Held? Geht so etwas? Längst schon ist der Comic aus seinen Kinderschuhen gewachsen und bietet seiner Leserschaft vielfältige Darstellungsformen. Nicht zuletzt hat William Erwin Eisner, ein US-amerikanischer Zeichner von Comics, mit seinem 1978 erschienen Buch „A Contract with God“ maßgeblich den Begriff der Graphic Novel geprägt. Die Graphic Novel schafft etwas Neues: Sie verbindet die Vielschichtigkeit des Erzählens mit den Bildern zu einer illustrierten Erzählung mit komplexer Handlung. Die Emanzipation des Comics hat dazu geführt, dass neben unterhaltsamen Themen auch gesellschaftlich relevante Ereignisse behandelt und historische Stoffe dokumentiert werden. Art Spiegelmans 1970 erschienene Arbeit „Maus“ markiert diesen schrittweisen Übergang hin zum dokumentarischen Comic.
Der moderne Comic erweitert sein Konzept des comic journalism hin zum comic-doc, der Graphic Documentary.
In den vergangenen Jahren finden sich im Comic zunehmend probate Genres der Dokumentation, die einen Beitrag zur historischen und gesellschaftspolitischen Erinnerungsarbeit leisten.
Die Lebensgeschichte und -umstände realer menschlicher Charaktere rücken an die Stelle der sonst üblichen heroischen und fantastischen Comic-Figuren. Und vielleicht eröffnet gerade der Comic durch seine Spezifik von Bilddominanz und Textkombination in besonderer Weise eine anschauliche und dokumentarische Vermittlung. Die sequenziellen und informationsdichten Zeichnungen, die Kombination von Detailblick, Synthese und Totale sowie der starke narrative Informationsgehalt schaffen einen neuen Zugang zu Literatur und Historie.
In den vergangenen Jahren finden sich im Comic zunehmend probate Genres der Dokumentation, die einen Beitrag zur historischen und gesellschaftspolitischen Erinnerungsarbeit leisten. Die Lebensgeschichte und -umstände realer menschlicher Charaktere rücken an die Stelle der sonst üblichen heroischen und fantastischen Comic-Figuren.
Das unter dem Künstlernamen „Drushba Pankow“ auftretende Illustratorengespann Volker Schlecht und Alexandra Kardinar hat die Lebensgeschichte von Pater Richard Henkes als Graphic Documentary aufbereitet. Soziale und politische Aspekte spielen in den Arbeiten der geschichtsbegeisterten Künstler eine wesentliche Rolle. Für die Graphic Documentary entwickelte Volker Schlecht das Storyboard und Alexandra Kardinar das Konzept zur Kolorierung. Die ausgeklügelte Rahmenhandlung, die fokussierte Erzählstrategie, der ausdrucksvolle Zeichenstil und die zurückhaltende Farbigkeit, die Orientierung an historischen Fakten und die Einbeziehung überlieferter Quellen führen zu einer stark dokumentarischen Illustration, die in der inhaltlichen wie gestalterischen Umsetzung nicht dem marktüblichen Mainstream entspricht. Den dokumentarischen Anspruch lässt die Graphic Documentary zweifelsohne erkennen, zumal Volker Schlecht auf diesem Gebiet kein Neuling ist und bereits reines Dokumentarmaterial bildlich mit Animationsfilmen – Animated Documentary – übersetzt hat. Auf zwei Doppelseiten im Anhang der Graphic Documentary legt Volker Schlecht detailliert seine intensive und sorgfältige Recherche dar. Wer hier lediglich die Auflistung eines Quellenverzeichnisses in Form von verwendeter Literatur und Weblinks vermutet, wird angesichts einer eingehenden Darstellung der grundgelegten zeitgeschichtlichen Fakten zu den einzelnen Seiten der Documentary ins Staunen versetzt: Erläuterungen zur fiktiven Rahmenhandlung mit Blick auf das non-fiktionale Geschehen um Richard Henkes, Anmerkungen zur Biografie von Richard Henkes, Hinweise zu Dienstgraden der Wehrmacht oder dem Aussehen der Häftlingskleidung, Erläuterungen zu den Misshandlungen und Lebensumständen im KZ-Dachau, Zitate von Zeitzeugen … Der dokumentarische Anspruch war für Volker Schlecht von zentraler Bedeutung: „Ich wollte so wenig wie möglich von meiner persönlichen Fiktion in die Geschichte hineininterpretieren, um das Ganze nicht zu entwerten.“ Das Ergebnis dieser intensiven Recherche und gestalterischen Umsetzung konnte auch die Jury des European Design Award 2020 überzeugen, denn die Graphic Documentary „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ belegte den dritten Platz in der Kategorie Book & Editorial Illustration.
Das unter dem Künstlernamen „Drushba Pankow“ auftretende Illustratorengespann Volker Schlecht und Alexandra Kardinar hat die Lebensgeschichte von Pater Richard Henkes als Graphic Documentary aufbereitet. Soziale und politische Aspekte spielen in den Arbeiten der geschichtsbegeisterten Künstler eine wesentliche Rolle. Für die Graphic Documentary entwickelte Volker Schlecht das Storyboard und Alexandra Kardinar das Konzept zur Kolorierung. Die ausgeklügelte Rahmenhandlung, die fokussierte Erzählstrategie, der ausdrucksvolle Zeichenstil und die zurückhaltende Farbigkeit, die Orientierung an historischen Fakten und die Einbeziehung überlieferter Quellen führen zu einer stark dokumentarischen Illustration, die in der inhaltlichen wie gestalterischen Umsetzung nicht dem marktüblichen Mainstream entspricht. Den dokumentarischen Anspruch lässt die Graphic Documentary zweifelsohne erkennen, zumal Volker Schlecht auf diesem Gebiet kein Neuling ist und bereits reines Dokumentarmaterial bildlich mit Animationsfilmen – Animated Documentary – übersetzt hat. Auf zwei Doppelseiten im Anhang der Graphic Documentary legt Volker Schlecht detailliert seine intensive und sorgfältige Recherche dar. Wer hier lediglich die Auflistung eines Quellenverzeichnisses in Form von verwendeter Literatur und Weblinks vermutet, wird angesichts einer eingehenden Darstellung der grundgelegten zeitgeschichtlichen Fakten zu den einzelnen Seiten der Documentary ins Staunen versetzt: Erläuterungen zur fiktiven Rahmenhandlung mit Blick auf das non-fiktionale Geschehen um Richard Henkes, Anmerkungen zur Biografie von Richard Henkes, Hinweise zu Dienstgraden der Wehrmacht oder dem Aussehen der Häftlingskleidung, Erläuterungen zu den Misshandlungen und Lebensumständen im KZ-Dachau, Zitate von Zeitzeugen … Der dokumentarische Anspruch war für Volker Schlecht von zentraler Bedeutung: „Ich wollte so wenig wie möglich von meiner persönlichen Fiktion in die Geschichte hineininterpretieren, um das Ganze nicht zu entwerten.“ Das Ergebnis dieser intensiven Recherche und gestalterischen Umsetzung konnte auch die Jury des European Design Award 2020 überzeugen, denn die Graphic Documentary „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ belegte den dritten Platz in der Kategorie Book & Editorial Illustration.
Entscheidend für die gelungene Umsetzung ist die durchdachte Bild-Text-Kombination. Sprechblasen, Erzähltext, historische Informationen und von Richard Henkes stammende Briefauszüge gehen mit den Zeichnungen und der Komposition der Panels eine narrative Symbiose ein. Die Dialoge stammen aus der Feder von Volker Schlecht, der die komplexe Lebensgeschichte des Pallottinerpaters fokussiert der Leserschaft nahebringt. Zwei für die Handlung wesentliche Aspekte aus der Biografie von Richard Henkes spielen dabei eine zentrale Rolle: Welche Ereignisse führen zur Verhaftung und worin gründet die Motivation zum freiwilligen Dienst im abgeriegelten Block der Typhuskranken? Insbesondere die Briefzitate rücken dann in den Fokus. Sie lassen einen menschlich sympathischen, von inneren Kämpfen bewegten und entschlossenen Richard Henkes erkennen. Wohl auch aus diesem Grund haben Drushba Pankow sich dazu entschieden, Originalzitate nicht nur an verschiedenen Stellen einzubinden, sondern in gleich zwei Doppelseiten prominent zu platzieren: im Briefwechsel mit Pater Kentenich und aus der Zeit im Konzentrationslager. Beide Doppelseiten bedingen einander, denn während seiner Krisenzeit im Priesterseminar erkennt Henkes schon sehr früh, „dass ich nichts kann; doch eines kann ich: mich für andere zum Opfer bringen.“ Diese bewusste Entscheidung Opferpriester zu sein, spiegelt sich in den Briefzitaten aus Dachau wider, gleichwohl auch die menschenunwirklichen Daseinsumstände benannt werden. So ist das Drehbuch der komplexen Lebensgeschichte von Beginn an auf die bewusste Entscheidung zum Opferpriester hin angelegt.
Dabei erhält die Bildebene eine besondere Bedeutung, denn die Leser betrachten die Ereignisse durch die Augen des Künstlers, der uns sein Bild, seinen Blickwinkel und seine Details der vom fiktiven Erzähler und Henkes geschilderten Handlung zeigt. Somit wird der Leser zum stummen Zeugen der Ereignisse. Volker Schlecht gelingt es mit beeindruckender Ernsthaftigkeit der Frage nachzugehen, was zur Verhaftung von Richard Henkes führte und ihn motivierte, seinen Worten bis in letzter Konsequenz Taten folgen zu lassen.
Knallige Farben wie in der von Drushba Pankow gestalteten Graphic Novel „Fräulein von Scuderie“ von E.T.A Hoffmann sucht der Betrachter angesichts der dramatischen Handlung vergebens – und das zu Recht. Der dokumentarische Anspruch und die Thematik verlangen nach einer Reduktion und lassen nüchterne Schwarz-Weiß-Zeichnungen vermuten. Stattdessen zeigt sich die Kolorierung zurückhaltend, sogar beinahe verhalten. Gleichzeitig wirkt die Farbgebung wie aus einem Guss: leichte Nuancen in den Farbabstufungen konzentrieren den Blick auf das Wesentliche und es fällt schwerer, sich von den Geschehnissen zu distanzieren. Plastischer und realer wirkt die Konfrontation mit der Szenerie. Dabei füllt die Farbe nicht immer jeden Quadratzentimeter der Panels vollflächig aus. Lücken bleiben zurück, die das nackte Gerüst der Zeichnung freilegen und auf den ersten Blick unfertig erscheinen mögen. Gleichzeitig erzeugen gerade diese farbigen „Leerstellen“ den Eindruck, dass der Betrachter dem Zeichner während seiner Arbeit über die Schulter schaut und so direkt ins Geschehen hineingezogen wird.
Dass der Zeichner auch der Autor ist – oder umgekehrt – muss nicht zwangsläufig der Fall sein. Volker Schlecht zeigt in Zusammenarbeit mit Alexandra Kardinar, dass es möglich ist, ein Drehbuch mit dokumentarischem Charakter zu einer komplexen non-fiktionalen Geschichte zu verfassen und gleichzeitig Zeichnungen zu schaffen, die ein hohes Maß an Authentizität vermitteln.
in Rom
Das Bistum Limburg zeigt mit Unterstützung der deutschen und tschechischen Botschaft am Vatikan und dem Deutschen Pilgerzentrum eine Ausstellung über das Leben des seligen Pallottinerpaters Richard Henkes. Die Besonderheit diesmal: Im Deutschen Pilgerzentrum wird die Graphic Documentary erstmals in tschechischer Sprache vorgestellt.
von Hartmut Sommer
Das Selbstopfer für den Nächsten oder gar Fernsten gehört zu dem Außerordentlichsten, zu dem Menschen fähig sind. Statt sich vor allem um die Erhaltung und Weitergabe der eigenen Gene zu kümmern, wie es ein naturalistisches Weltbild erwartet, kann sich der Mensch gegen die Naturzwecke entscheiden. Die Freiheit in ihrer höchsten Form ist die Freiheit des Opfers, sagte François Mitterrand in Erinnerung an einen Freund, der nach der Befreiung aus dem KZ Bergen-Belsen nicht auf dem ersten Weg nach Hause fuhr, sondern blieb, um erkrankte Mitgefangene zu pflegen, sich dabei an Typhus ansteckte und starb. Bekannt ist vor allem Maximilian Kolbe, der in Auschwitz stellvertretend für einen Familienvater in den Hungerbunker ging. Viele, sehr viele Menschen sind unbekannt, die sich schützend vor andere geworfen oder sich trotz Ansteckungsgefahr der Pflege von Kranken gewidmet haben.
Zahlreiche dieser Helfer haben etwa in der der Corona-Pandemie ihr eigenes Leben verloren. Allein in Italien sind bislang mindestens 204 katholische Diözesanpriester an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Viele der Opfer hatten sich bei der Ausübung ihres pastoralen Dienstes angesteckt. Und nach Einschätzung der WHO sind weltweit 115.000 Pflegekräfte an Corona gestorben. Heilige des Alltags, die mit ihrem selbstlosen Dienst dazu beigetragen haben, Menschen zu helfen und die Pandemie einzudämmen.
Die Seligsprechung des aus dem Westerwald stammenden Pallottinerpaters Richard Henkes im Limburger Dom im Jahre 2019 darf man auch als Ehrung all dieser unbekannt Gebliebenen verstehen. Henkes, der wegen regimekritischer Predigten in das KZ Dachau deportiert worden war, ließ sich dort freiwillig im Block 17 einschließen ließ, um an Typhus erkranke Mitgefangene zu pflegen. Er steckte sich schließlich selbst an und starb am 22. Februar 1945 in Dachau. Unter den von ihm gepflegten Kranken waren auch viele Tschechen, denen er sich besonders verbunden fühlte, denn in der heutigen Diözese Ostrava-Opava an der Nordostgrenze Tschechiens war er vor seiner Deportation seelsorgerisch tätig. Mit dem ebenfalls in Dachau inhaftiertem tschechischen Priester Josef Beran, dem späteren Kardinal von Prag, stand er im Austausch.
Eine Ausstellung unter dem Titel »Und wenn die Wahrheit mich vernichtet«, die am 17.10.2022 im Deutschen Pilgerzentrum in Rom eröffnet wurde, ehrte Pater Henkes, der auch in der katholischen Kirche Tschechiens verehrt wird, daher als einen Märtyrer der Nächstenliebe und der deutsch-tschechischen Freundschaft. Ausgestellt wurden im Großformat Szenen aus einer mehrfach preisgekrönten Graphic Documentary, also einer Bildergeschichte, von dem in Berlin lebenden Zeichner Volker Schlecht und seiner Hamburger Kollegin Alexandra Kardinar, die zusammen unter dem Label »DrushbaPankow« firmieren, zum Leben von Richard Henkes, die jetzt auch in tschechischer Übersetzung vorliegt.
Die Wertschätzung, die Henkes über seine Heimatdiözese hinaus genießt, ließ sich an den Gästen und Laudatoren ablesen, die an der vom Kurator Martin Ramb für das Bistum Limburg vorbereiteten Vernissage teilnahmen: unter anderem die Botschafter der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland am Heiligen Stuhl, Václav Kolaja und Dr. Bernhard Kotsch.
Die mit ihren Lehrern angereisten Schülerinnen und Schüler vom Johannes-Gymnasium in Lahnstein am Rhein und vom Katholischen Gymnasium Bernhardinum in Fürstenwalde aus dem Bistum Berlin, hatten die Möglichkeit Volker Schlecht, den Illustratoren und Texter, der als Ehrengast anwesend war, persönlich kennenzulernen.
Und das Projekt des Bistums Limburg trägt nun auch in Tschechien Früchte. Ebenfalls zur Vernissage angereist waren Dr. Tomáš Cyril Havel von der Südböhmische Universität in Budweis und die Religionspädagogin Eva Muronova. Dr. Havel hat die Graphic Documentary ins Tschechische übersetzt und für die Veröffentlichung gesorgt. Zusammen mit Eva Muronova wird er sich um ihren Einsatz in der Katechese und im Religionsunterricht kümmern.
Auch Bischof Dr. Georg Bätzing besuchte während des Ad-Liminia Besuchs der deutschen Bischöfe in Rom die Ausstellung zusammen mit dem deutschen Botschafter beim Heiligen Stuhl, Dr. Bernhard Kotsch
in Vatican News
Warum war es wichtig, dass die Ausstellung in der Ewigen Stadt zu sehen war?
Unsere Ausstellung ist ja eine Wanderausstellung, vorher war sie in Frankfurt im Haus am Dom. Rom ist für uns natürlich ein außergewöhnlicher Ort. Und das Pilgerzentrum ein idealer Ort, weil hier täglich hunderte von Menschen vorbeikommen und Rat suchen. Sie trafen hier eher zufällig und ungeplant auf unsere Ausstellung. Diese Offenheit der Begegnung schätze ich sehr. Unsere Ausstellung kommt quasi so zu den Menschen und eröffnet einen Dialog. Vielen Menschen wird Pater Henkes unbekannt sein, doch sein Handeln ist – vielleicht besonders in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Lage – ein Kompass für ein Leben, das sich am Nächsten ausrichtet und dass, trotz aller widrigen Umstände für ein friedvolles Miteinander im Geiste des Evangeliums eintritt. Ich habe noch zu gut die Szenen des leeren Petersplatz während des Höhepunkts der Coronaepedemie in Erinnerung: Der Papst ganz allein mit dem Pestkreuz. Wenn wir nun mit Richard Henkes in Rom Station machen, errichten wir eine Art Denkmal auf Zeit: Der trotz Impfung bei der Pflege von Mitgefangenen verstorbene Pater Henkes als Vorbild der vielen oft vergessenen Menschen, die während der Pandemie trotz Ansteckungsgefahr Kranke gepflegt, begleitet und sich dabei selbst infiziert haben und am Ende an einer Covidinfektion verstorben sind. Und ganz nebenbei ist ein Comicstrip in dieser Stadt der Kunst irgendwie auch eine kleine Provokation, die wir ganz leise ausgekostet haben.
Wie war die Resonanz bisher auf die Ausstellung?
Ich bin jetzt noch begeistert, dass bei der Vernissage das Pilgerzentrum aus allen Nähten platzte. Gut 100 Besucher waren zur Eröffnung gekommen, darunter zwei Schulklassen aus Fürstenwalde und aus Lahnstein. Und eine besondere Freude war für uns, dass der deutsche wie der tschechische Botschafter am hl. Stuhl, Václav Kolaja und Dr. Bernhard Kotsch, mit ihrer Anwesenheit unserer Ausstellung die Ehre gaben und gleichzeitig damit ein beeindruckendes Zeichen für die deutsch-tschechische Freundschaft zum Ausdruck brachten. Uns wurde vom Team des Pilgerzentrums berichtet, dass viele Besucher durch die Plakate im Comicstil neugierig werden und sich die Ausstellung ansehen, viele hätten auch konkrete Fragen und nähmen sich Infomaterial mit. Die ungewöhnliche Machart kommt offenbar gut an. Als ich Papst Franziskus bei der Generalaudienz eine Ausgabe der Graphic Documentary überreichen durfte, schaute er sich die Seiten genau an und sagte interessiert: «sehr realistisch«. Damit hat der Papst es auf den Punkt gebracht: Dieser Comicstil bringt eine ganz neue Ernsthaftigkeit und Realistik in das Thema »kirchlicher Widerstand im Nationalsozialismus«.
Wie geht es mit der Ausstellung weiter?
Für das nächste Jahr gibt es schon recht konkrete Pläne. Das Katholische Schulzentrum Bernhardinum in Fürstenwalde, das nicht weit von Polen entfernt im Brandenburgischen liegt, möchte die Ausstellung an seine Schule holen und damit arbeiten. Die Biographie von Pater Henkes eignet sich sehr für die Schule und im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Er hat Haltung und Konsequenz gezeigt in Zeiten, in denen die Wahrheit mit Füßen getreten wurde. Das heutige Gerede von postfaktischer Politik nimmt es ja schon nicht mehr so genau mit der Wahrheit. Eine entsprechende Schülerausgabe der Graphic Documentary sowie ein Lehrerbegleitband zum fächerverbindenden Arbeiten unterstützen die schulische Arbeit. Daneben gibt es erste Überlegung im Herzen von Prag die Ausstellung zu zeigen – mit der tschechischen Übersetzung der Graphic Documentary liegt ja jetzt eine Textgrundlage dafür vor. Unsere tschechischen Freunde Tomáš Cyril Havel und Eva Muronova haben diese tolle Idee mit nach Rom gebracht. Wir sollten das unbedingt auch vor dem Hintergrund der Völkerverständigung zwischen Deutschen und Tschechen machen.
in Prag
Das Bistum Limburg zeigt mit Unterstützung der deutschen und tschechischen Botschaft am Vatikan und dem Deutschen Pilgerzentrum eine Ausstellung über das Leben des seligen Pallottinerpaters Richard Henkes. Die Besonderheit diesmal: Im Deutschen Pilgerzentrum wird die Graphic Documentary erstmals in tschechischer Sprache vorgestellt.