Ausgewählte Briefe
Die ausgewählten Briefe aus dem Nachlass Henkes' zeichnen seinen Lebensweg nach und geben Einblick in seine Gedanken.
Die Briefe sind eingesprochen und hörbar auf der Website.
4. Februar 1945, KZ Dachau
Brief an seine Schwester Maria Wies
Die ausgewählten Briefe aus dem Nachlass Henkes' zeichnen seinen Lebensweg nach und geben Einblick in seine Gedanken.
Die Briefe sind eingesprochen und hörbar auf der Website.
Bin jetzt glücklich hier im Barackenlager gelandet. Ich hätte mir doch nicht gedacht, daß alles so schnell ginge. Doch ich bin froh, daß es soweit ist. Ich glaube nicht, daß ich hier noch einmal auf solche Irrwege komme wie in den letzten Ferien. Bei diesem Trubel hat man keine Zeit zu etwas, was nicht zum Dienst gehört. Dieser Tage haben wir Backen angefangen und andauernd geflickt und Stube gereinigt. Bißchen exerziert haben wir auch schon und morgen geht’s auf den Sand. Unser Sergeant ist ein anständiger Kerl und katholisch. Die Leute sind auch gut bis auf einige, die ich nur als Schweine bezeichnen mag. Diesen läuft natürlich alles nach. Ich will mal sehen ob ich nicht dem Führer aufs Fell rücke. Heute hatten wir von 4 Uhr frei und da sollten wir auf der Stube bleiben. Ich bin ausgekniffen und habe mir unser Lager besehen. Viel ist nicht los, Gott sei Dank. Nächsten Sonntag gehe ich, wenn möglich, nach Darmstadt. / / 23.6 Heute haben wir das erste Mal auf dem Sand exerziert. Meine Knochen sind wie kaputt. Trotzdem bin ich seelenvergnügt. Mit meiner geistl. Tagesordnung geht es noch langsam. Das Morgengebet mache ich nur kurz, da es die Umstände nicht anders zulaßen. Ich will aber versuchen, während der Stubendienst unter Stillschweigen geschieht, Messe und Kommunion zu halten. Das muß einfach gehen wie alles bei Militär gehen muß. Abendgebet mache ich wie gewöhnlich und dazu bete ich den Rosenkranz. Untertags ist schwer etwas zu machen. Wenn ich da etwas machen will, benötige ich noch Zeit, Überlegung und Sammlung. Man kann viel, wenn man nur will. Tischgebet mache ich auch, bisher kurz und mit entblößtem Kopf. Mein Partikularex. macht viele Sorgen. Ich hatte täglich dreimal einen Vertrauensakt zur Gottesmutter. Ich glaube es wäre, wenn ich eine Abtötung in der Sinnlichkeit nähme, ein möglichst freies Bekennen meiner Religion. Spöttereien hört man schon hier und da. Unser Korporal ist aber Gott sei Dank katholisch und der vernünftigste Mensch im ganzen Lager. Darüber aber später einmal. Jetzt will ich aber auch Schluß machen, sonst / / schreibe ich auch wie Kubisch alle Tage 5 Zeilen. Alles was ich sagen muß hier geht es mir recht gut so wie ich es wünschte. Wenn es nicht einmal nach Wunsch geht gibt mir meine himmlische Mutter Trost und Erquickung. Dann wird wohl auch noch in Schönstatt an mich gedacht.
Für heute dann herzliche Grüße sendend
verbleibt in treuer Dankbarkeit und Ergebung
Ihr Henkes / /
Beiliegend meine Tagesordnung aus der letzten Ferienzeit.
Josef (Joseph) Kentenich (* 16. November 1885 in Gymnich bei Köln; † 15. September 1968 in Schönstatt) war Pater in der Gesellschaft der Pallottiner, einer Gesellschaft apostolischen Lebens, und Gründer der internationalen Schönstattbewegung.
Eigentlich sollte Josef Kentenich seliggesprochen werden. Bereits seit 45 Jahren läuft der entsprechende Prozess. Doch jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die ein anderes Bild zeichnen. Darin wird dem Gründer der internationalen Schönstattbewegung systematischer Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch vorgeworfen.
Ihre werten Zeilen habe ich erhalten. Wie das wohltut und das aufmuntert in der Arbeit, die hier so schwer fällt. Euer Hochwürden sind gespannt auf meine Einsendung der geistl. Tagesordnung. Nun mit der Aufzeichnung ging es ganz gut; aber etwas lauer bin ich wohl geworden. Ich glaube wenigstens, daß ich mehr ja viel mehr hätte tun können, wenn ich mehr Wille gehabt hätte, der mich vorwärts treiben könnte. Da muß ich mich also noch üben. Gut wäre es auch, wenn Euer Hochw. mir eine / / Buße auferlegten für die Punkte, in denen ich schlecht gearbeitet habe. Ein großes Hindernis bei der Arbeit ist mir immer wieder die Sinnlichkeit. In der ersten Zeit glaubte ich mich hier ziemlich sicher; jetzt muß ich aber schon anders reden. Hier sind die Gefahren groß. Die Kameraden auf der Stube sind durchweg Schweine. Die Redensarten, wie die sie führen, hätte ich mir doch nicht träumen laßen je einmal hören zu müssen. Auch die Vorgesetzten sind nicht besser in dieser Hinsicht ausgenommen unser Korporalschaftsführer. Die anderen aber sind mit den Leutnants in meinen Augen nur Schweine. So was ist aber schon schlimm genug für / / einen jungen Rekruten. Es gibt aber noch mehr Gefahren. Die ärztlichen Untersuchungen, Baden u.s.w. ist in der Art und Weise wie’s hier geschieht doch nicht wohltuend für ein junges Herz. Mich regt das immer furchtbar auf während die Anderen darüber spotten und lachen. Ich wollte eigentlich mein Partikularexamen darüber machen, aber ich brachte nichts Rechtes zusammen. Ich habe mich aber bemüht möglichst abzutöten. Theaterbesuch, Kino und Kantinenbesuch habe ich möglichst unterlaßen. Das habe ich auch gleich gespürt. Wir waren einmal mit der Komp. im Kino, da wurde „Es werde Licht“ aufgeführt. Euer Hochw. kennen vielleicht das Stück. Es hat mich sehr aufgeregt. / /
Jetzt muß ich an’s Ende denken; denn ich habe noch viel zu schreiben. Kommt bald eine neue M.T.A? Ich habe nichts mehr zu lesen und kein Verzeichnis der FeldBibl. Nächsten Sonntag denke ich in Urlaub zu fahren. Die Zeit geht ja schnell herum und es ist ja auch ganz schön hier; aber man bekommt doch einmal Heimweh. In der Hoffnung bald etwas aus Schönstatt zu erhalten
verbleibt Euer Hochw.
ergebenst Richard Henkes
Josef (Joseph) Kentenich (* 16. November 1885 in Gymnich bei Köln; † 15. September 1968 in Schönstatt) war Pater in der Gesellschaft der Pallottiner, einer Gesellschaft apostolischen Lebens, und Gründer der internationalen Schönstattbewegung.
Eigentlich sollte Josef Kentenich seliggesprochen werden. Bereits seit 45 Jahren läuft der entsprechende Prozess. Doch jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die ein anderes Bild zeichnen. Darin wird dem Gründer der internationalen Schönstattbewegung systematischer Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch vorgeworfen.
Deine Post habe ich erhalten. Meinen besten Dank. Ich wollte Dir schon immer schreiben; aber ich bin nicht dazu gekommen teils wegen dem strammen Dienst in letzter Zeit teils auch wegen etwas Nachlässigkeit. Du wirst mir schon verzeihen. Ich denke in nächster Zeit erlaubt die Zeit schon mehr.
Für unseren Arbeitsplan habe ich bitter wenig getan. Nur / / meine Meinung habe ich diesbezüglich geäußert und zwar dahin, dass ich mich für ein allgemeines Arbeitsfeld entschieden habe. Jetzt heißt es nur was. Ich habe schon gedacht an „Ideale Auffassung des Militärlebens“ oder „Auffrischung unserer Marienliebe zum Schutze gegen die vielen sittlichen Gefahren des Militärlebens“. Letzteres gefällt mir noch am besten. Es ist eben doch schwer sittlich recht standzuhalten. So hätte ich mirs doch nicht vorgestellt wie ich’s schon erlebt habe hier. Die Unsittlichkeit ist sozusagen die tägliche Nahrung der Soldaten. Von morgens früh bis abends spät immer / / dieselbe Rede und derselbe Quatsch. Nun ja bei Euch wird’s nicht anders sein. In unserer Komp. sind meistens Siegerländer, die sind noch extra fresch und prahlen noch damit, wenn sie das und das, was ich nicht bezeihnen will, schon so und so oft getan haben. Ich habe bisher noch alle gehörig abgefertigt, wenn sie damit kommen. Gott sei Dank weiß keiner etwas von meinem Beruf. Denn sonst hätte ich umso mehr auszuhalten. Die Kerle haben ja alle nichts übrig für Religion etc. Man muß sich überhaupt sehr in acht nehmen. Wie steht es mit Eurer / / Ausbildung? Morgen schließen wir die 4. Übung. Wir haben überhaupt nur noch Grabenkampf und Gefechtsübung. Dazu ist unser Sand auch wie geschaffen. Wir sollen auch noch am Maschinengewehr und Minenwerfer ausgebildet werden. Ich glaube aber, dass wir vorher noch als Kanonenfutter versandt werden. Mensch ist man ja nicht mehr. Ich hoffe, dass es Dir gut geht. Wenn ich mal länger Urlaub habe komme ich auch nach Schönstatt.
Gruß an Alle besonders
Kaspar und Dich
Dein Mitsodale Richard
N.c.p.p. b.V.M.
Josef (Joseph) Kentenich (* 16. November 1885 in Gymnich bei Köln; † 15. September 1968 in Schönstatt) war Pater in der Gesellschaft der Pallottiner, einer Gesellschaft apostolischen Lebens, und Gründer der internationalen Schönstattbewegung.
Eigentlich sollte Josef Kentenich seliggesprochen werden. Bereits seit 45 Jahren läuft der entsprechende Prozess. Doch jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die ein anderes Bild zeichnen. Darin wird dem Gründer der internationalen Schönstattbewegung systematischer Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch vorgeworfen.
Meine Briefschaften, die ich Sonntag von der Heimat wegschickte werden wohl jetzt angekommen sein. Es hat mir viel Überwindung gekostet, die paar Zeilen dazu zu schreiben. Aber, wenn das Heimweh nicht wäre! Letzte Woche habe ich wieder einmal tief empfunden, wie glücklich ich unter Euer Hochw. Leitung im Kloster lebte. Die ganze Zeit hatten wir anstrengenden Dienst ohne ein bißchen Zeit den Geist auch etwas aufzufrischen. Dazu dann noch die Schlechtigkeiten und Sauereien von Vorgesetzten und Kameraden. Ganz unerwartet hatten wir da Donnerstag Kirchgang. Ein junger Kaplan aus Darmstadt hielt in / / in (sic) einer Baracke Gottesdienst und eine rührende Mutter Gottes Predigt. Ich dachte gleich daran, daß in diesen Tagen wohl Sodalentag sei und Euer Hochw. in der kleinen Kapelle die Festrede zu Ehren unserer himmlischen Beschützerin halten. Da erfasste mich aber das Heimweh nach der trauten Mutter meiner Jugend so sehr, daß mir die Tränen die Wangen herunterronnen. O, das tut im Herzen so weh, wenn man so allein ist und im Strudel der schlechten Welt ziel- und richtlos herumgeschleudert wird. – Ich habe mir alles immer so leicht vorgestellt. Jetzt erst empfinde ich meine Fehler; meinen Leichtsinn und Oberflächlichkeit in der Eigenerziehung. Aber jetzt wo ich’s empfinde ist’s zu spät. Ich kann / / mich nur noch auf eine höhere Macht verlaßen, auf die meiner Mutter. Sie wird mir wohl nur noch die einzige Hilfe sein können. Ich habe eigentlich nur einen Wunsch und das ist mehrere Tage Urlaub und gründliche Exerzitien zu machen das wäre so gut für meine arme Seele. Ich habe ja bisher immer noch gut standgehalten, aber meine Seele ist so spröde und trocken geworden, daß kein guter Vorsatz mehr ausgeführt wird. Meine geistliche Tagesordnung habe ich seit der letzten Einsendung nicht mehr durchgeführt. Ich habe ja öfters den Versuch dazu gemacht; aber eben die Spröde und Trockenheit meines Geistes stürzte Alles um. Schuld war ja auch großenteils der überaus / / anstrengende Dienst. An mein Partikularexamen habe ich leider auch nicht gedacht. Wie konnte das nur so kommen? Hoffentlich fange ich jetzt wieder tüchtig an zu arbeiten so weit es der Dienst erlaubt. Ich glaube ein enger Anschluß an die Mitsodalen und guten Ratschluß von Euer Hochw. Seite wird mir wieder weiterhelfen. Das Übrige wird meine himmlische Mutter schon tun. So hätte ich mich mal wieder gut ausgesprochen. Ach, wie froh bin ich dafür! Wenn wir uns nur einmal sprechen könnten? Ich will mal alles versuchen um längeren Urlaub zu bekommen.
Für heute verbleibt dann unter vielmaligen Grüßen
Euer Hochw. teuerster Richard
Josef (Joseph) Kentenich (* 16. November 1885 in Gymnich bei Köln; † 15. September 1968 in Schönstatt) war Pater in der Gesellschaft der Pallottiner, einer Gesellschaft apostolischen Lebens, und Gründer der internationalen Schönstattbewegung.
Eigentlich sollte Josef Kentenich seliggesprochen werden. Bereits seit 45 Jahren läuft der entsprechende Prozess. Doch jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die ein anderes Bild zeichnen. Darin wird dem Gründer der internationalen Schönstattbewegung systematischer Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch vorgeworfen.
Ich habe schon eine Zeitlang in den Mond hinein geschaut und die stille ruhende Natur betrachtet. Dabei läßt sich ganz fein sinnen und sinnieren, die Vergangenheit mit ihren lieblichen und grauenhaften Bildern steigt so im Abendlicht vor einem auf und ein grauer Nebel, der durchs Tal zieht, steht ganz gespenstig drohend die dunkle Zukunft. Es läßt sich ja begreifen, dass ich jetzt an einem Wendepunkt stehend Vergangenheit und Zukunft gegeneinander abwägend vergleiche, zurückblickend schaue, was kommende Tage bringen mögen. Ich habe in meiner Entwicklung so tief begriffen wie gerade jetzt und wenn ich gerade meine Eltern hier hätte, dann würde ich sie ausfragen alles bis in die graueste Vergangenheit, denn ich möchte es wissen wo bin ich stark! Die rein theoretischen Schwierigkeiten sind im Augenblick ganz zurückgedrängt wohl im Hinblick auf die kommende / / Arbeit, doch sie kommen bestimmt wieder, vielleicht sehr stark, sie kommen dann, wenn ich zum ersten Mal an der Wirklichkeit anstoße. Ich wünschte es käme bald, wenigstens so bald als ich noch die geistige Biegsamkeit zum Forschen besitze. Daß sich die Fragen, die mich bisher beschäftigt, nicht gelöst haben, merke ich Tag für Tag. Mitunter wenn ich mich ganz dem Wirken der Gnade hingebe, dann kommt so plötzlich der Gedanke: „Du machst ja Unsinn, wo hast du die Bürgschaft für die Richtigkeit deines Handelns“ und der Gedanke bleibt eine Zeitlang ganz fest. Es ist nicht bloß Versuchung. Aber ich will warten, warten und auf Gottes Stimme horchen. Ich habe eigentlich mein ganzes bisheriges Leben gegrübelt und immer einen Ausgleich zwischen Ideal und Leben gesucht und – nie gefunden. Es wird wohl auch in Zukunft werden wie es bisher war, die schwersten und gefährlichsten Stunden werden die, in denen meine Erwartungen mich zum ersten Mal täuschen. Ich habe da schon versucht mit einen Begriff vom Priestertum zu machen wo die Enttäuschung wenn auch nicht ausgeschloßen / / so doch ferner liegt. Meine stärkste Seite ist ja die opferwillige Hingabe aus Liebe. Ich will in der Hauptsache Opferpriester werden, Kreuzträger für andere. Die Hingabe muß ich veredeln, damit sie nicht eine Preisgabe zum Geschöpflichen werde. Ich muß sie wegziehen vom schönen Gesicht zur merklichen Not und möchte nur meine Liebe sich auch auf Verachtung und Vergessensein ausdehnen. Bisher habe ich mir noch keine Exerzitienvorsätze niedergeschrieben, ich tue es auch nicht, weil es mir zu schwer fällt. Vorgenommen habe ich mir auch noch nicht viel, denn ich will nicht viel, zusammenfassend den Hauptpunkt, den möchte ich fassen. Die Vorträge, die bisher gehalten wurden sind ja sehr gut auch gesehen aber ich möchte sagen das Ganze fehlt und da muß ich selbst sehen. Die Exerzitien machen mir Freude, denn vieles höre ich doch, was wirklich von großem Nutzen ist, denn P. Lukas ist ja sehr psychologisch eingestellt und besitzt schließlich eine große Erfahrung.
Ich weiß gar nicht was kommen wird, aber bei der Gewalt der Leidenschaft, wie ich sie besitze, bin / / ich überzeugt, dass ich viel leisten kann, wenn ich nicht mit ihr auf Irrwege gehe. Eine größere Schwierigkeit ist ja die, dass manchmal mein äußeres Benehmen dem inneren Denken und Empfinden nicht entspricht. So zartfühlend ich ja innerlich bin, manchmal ist mein Benehmen dazu wirklich grob. Da muß ich mich schleifen, damit ich mir die Seelsorge nicht selbst verbaue. Zunächst wird das ja nicht so schlimm sein, da das erst auftritt, wenn ich bekannter bin. Hoffentlich schickt mir Gott recht viele Menschen mit großer Not, dann bleibt mein Herz am ehesten zart und teilnahmsvoll. Dann habe ich auch am sichersten etwas für mein Empfinden, das so stark nach einer Auslösung verlangt. Es ist mir das alles noch so unklar, weil ich ja gar nicht weiß was kommen mag. Hochwürden beten und segnen ja mein Leben und Wirken und unsere himmlische Mutter wird mich doch beschützen, ihr Schmerzenskind.
4. Juni 1925
Hochwürden ! Heute Mittag habe ich ein Stündchen Schlaf antizipiert, da kann ich ja jetzt wieder schreiben. Doch allzu lang so lang soll’s nicht werden, ich will wenigstens Sandmännchen Gelegenheit geben seine Pflicht zu tun obs dann geschieht? Utinam fiat! Aber mitunter könnte ich den Konjunktiv Singerfeld? setzen. Leider. Es war heute die Rede in je einem Vortrag von Sanftmut, Demut, Seeleneifer. Das ist alles ganz gut und schön und sehr, sehr notwendig für den Priester; aber was soll man sich da für einen Vorsatz fassen. Das gäbe ja eine Unmenge. Alles was ich bisher gehört und das war sehr gediegen bringt mich eigentlich zu dem Entschluß mein P.I2 wieder mehr zu beleben. Wenn ich hier strebe, arbeite, dann habe ich doch wohl alles, dann kann ich doch nicht zerschellen. Gewiß müsste dann mein P.I noch mehr, viel mehr Lebensnorm werden. Es ist mir ganz eigentümlich in der letzten Zeit. Wenn ich so die Harmonie meiner Selbstheiligung mit meinem Apostolat herstelle, dann kommt eine ganz gewiße Grundstimmung zustande. Bei mir herrscht so der Gedanke, ich kann mich nicht heiligen (Erfahrung !!) Gott muß / / tun, seine Gnade; ich muß auf seine Stimme horchen, seinem Wirken nachfühlen. In der Arbeit an andern: ich kann nichts, Gott wirkt mit seiner Gnade, ich kann nur Seelenopfer sein für andere, Kreuzträger, Blitzableiter von Gottes Zorn; wenn ich anderer Menschen Buße getan, dann ist der Weg frei für Gottes Gnade. Früher wollte ich ja alles allein tun, jetzt sehe ich, dass ich nichts kann; doch eins kann ich mich für andere zum Opfer bringen.
Ob ich darin auch Fiasko mache? Ich bete auch heute nur mehr: Mutter wirke, schaffe in den Seelen, Heiland gib Gnade und heilige die Menschen. Könnte ich mein P.I. besser auf diesen Gedanken einstellen? In diesem Sinn gefasst dürfte er wohl mein wirksamster Vorsatz sein und der Tag wo dann mein P.I. nicht Norm ist und Leben wird wohl ein dies ater3 für meine Entwicklung bedeuten. Ich habe vor die Priesterweihe als eine Weiheerneuerung der Gottesmutter gegenüber zu fassen. Wenn sie mich als Werkzeug nimmt und sie tut das wohl, dann will ich glücklich sein auch in Versuchung, Kreuz und Leid. Die Mutter schenkt es ja als Segensgruß.
Hochw. segnen auch Sie mich. Besten Dank.
6. Juni 25. Gruß und Segen Ihr P. R. Henkes P.S.M.
Josef (Joseph) Kentenich (* 16. November 1885 in Gymnich bei Köln; † 15. September 1968 in Schönstatt) war Pater in der Gesellschaft der Pallottiner, einer Gesellschaft apostolischen Lebens, und Gründer der internationalen Schönstattbewegung.
Eigentlich sollte Josef Kentenich seliggesprochen werden. Bereits seit 45 Jahren läuft der entsprechende Prozess. Doch jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die ein anderes Bild zeichnen. Darin wird dem Gründer der internationalen Schönstattbewegung systematischer Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch vorgeworfen.
1892 kamen die Pallottiner erstmals nach Deutschland und bezogen dort ihr erstes Domizil, den Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn. Ihr Ziel war es zunächst, die ihnen 1890 übertragene Kamerun-Mission von dort aus zu leiten. Weil das Anwesen jedoch zu klein wurde, erwarb die Gemeinschaft 1896 ein Grundstück in Limburg und errichtete, unter einer beachtlichen Eigenleistung, dort ihr Missionshaus. 1927 erbauten sie ebenfalls auf diesem Gelände die Marienkirche.
Das Missionshaus der Pallottiner wurde 1897 erbaut, nachdem die Gemeinschaft 1892 nach Limburg gekommen war mit dem Auftrag, in der damaligen Kolonie Kamerun zu missionieren. Generationen von Brüdern wurden in den zahlreichen Werkstätten ausgebildet; bis 1945 war hier die Theologische Hochschule der Gemeinschaft.
Sei mir nicht böse, wenn ich einmal vertraulich schreibe; ich bin ja in der Lage, wo man in dieser Hinsicht nach nichts mehr fragt und außerdem hast Du mich immer so mütterlich betreut, daß ich mir die Zutraulichkeit erlauben darf. Du hast ja sicher schon erfahren, daß ich nun schon 7 Wochen in Schutzhaft bin. Ich erwarte jeden Tag eine Entscheidung und die kann zum Guten und zum Bösen gehen. Wenn ich den Weg weitergehen soll, den andere ja schon vor mir gegangen sind, dann sollst Du wenigstens Bescheid haben über die Sachen, die noch bei Dir sind. Falls mir etwas zustoßen sollte, dann steht alles zu Deiner Verfügung. Ich habe niemandem gegenüber Verpflichtungen. Verbrauche alle Wäsche und Bücher wie Du willst.
Du wirst Dich interessieren, wie es mir geht. Bis heute bin ich in Einzelhaft, das reißt sehr an den Nerven, aber trotzdem bin ich seelisch und körperlich gesund. Außer zweimal in der Woche kann ich jeden Tag zur heiligen Kommunion gehen, und das ist mir ein großer Trost, und seit ein paar Tagen darf ich zur Arbeit wenigstens in eine andere Halle gehen, wo ich mich unterhalten kann. Aber ein Kreuzweg bleibt es trotzdem. Am Anfang habe ich noch um meine Freiheit gebetet, jetzt habe ich mich durchgerungen, und wenn ich auch ins Lager müßte, dann werde ich genauso Deo gratias sagen wie bei meiner Verhaftung. Schließlich muß ich ja wahrmachen können, was ich anderen in Exerzitien gepredigt habe. Bis heute hat der Herrgott mich sichtlich beschützt; darum habe ich auch keine Angst vor der Zukunft. Gott wird mir auch weiterhin seine Gnade geben. Meine Akten liegen zur Entscheidung in Berlin. Ich habe das Meinige getan, und auch draußen hat man sich auch mit allen Mitteln um mich bemüht, aber man weiß ja heute nicht, wo man dran ist. Man ist der Willkür der Menschen ausgeliefert, und so hat bloß das eine noch Sinn, sich radikal dem Herrgott zu überantworten. Es wird ja für alle, die mir einmal anvertraut waren, nicht zwecklos sein, daß ich den Weg für sie gehe. Es liegt ja in der Zeit, daß wir Priester heute dem Heiland nach Getsemani folgen und vielleicht auch nach Golgota. Du wirst ja auch für mich beten, das weiß ich. So habe ich keine Angst mehr. Ich wünsche nur bald eine Entscheidung, denn das Warten macht so müde. – Wie Du siehst, habe ich auch einen Weg nach außen gefunden. Versuche aber nicht, mir Nachricht zu geben, es ist zu gefährlich, auch von dem Brief darfst Du niemanden etwas sagen als Deiner Schwester, auch nicht unseren Leuten! Frl. Diel darfst Du aber grüßen von mir, ich weiß, daß sie viel betet.
Falls Du hören solltest, daß ich ins Lager komme, dann erfülle mir noch einen Wunsch. Du weißt, dass ich mit P. Hagel in einem gespannten Verhältnis lebte. In meinem Auftrag bitte ihn um Verzeihung deswegen, vor allem aber, daß ich mich bei anderen schon einmal darüber ausgesprochen habe. Die Schuld, die meinerseits ist, möchte ich nicht mitnehmen. Ihm habe ich längst verziehen, und ich hätte ihm das gerne schon selber einmal gesagt, aber ich bin ein Mensch, dem das sehr schwerfällt. Das ist Stolz, und auch den soll er mir verzeihen. Ich glaube nicht, daß ich bei anderen etwas gutzumachen habe. Dir aber möchte ich von ganzem Herzen danken für all das Gute, was ich von Dir erlebt habe. Du bist mir zu manchen Stunden Mutter gewesen und da hast Du Dir beim Herrgott viel verdient. Er wird es Dir zu vergelten wissen. Nun mach Dir keine Sorgen um mich; wenn ich frei komme, werde ich Dir schreiben, andernfalls wirst Du auf andere Weise mein Schicksal erfahren. Im Gebet bleiben wir immer beieinander. Wenn ich abends meinen Leuten den Segen gebe, dann bist Du mit eingeschlossen. Das will ich Dir noch sagen, ich bin nicht hier, weil ich vielleicht zu scharf gewesen bin, sondern ich bin wirklich ein Opfer meines Berufes geworden. Sonst wäre all dies hier nicht auszuhalten. Übermorgen, am 26., habe ich Geburtstag, da denke einmal besonders an mich. Bete nur darum, daß der Herrgott mir weiter Kraft gibt. Dir und Deiner Schwester wünsche ich alles Gute. Bleibe weiter jedem Priester gut, wie Ihr es mir gewesen seid.
Meinen Segen und meinen herzlichen Gruß Dein R. H.
Racibórz (deutsch Ratibor, schlesisch Rattebor, tschechisch Ratiboř) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Sie ist neben Ostrava (Ostrau) Hauptort der Euroregion Silesia. Von 1173 bis 1336 war sie Residenzort des piastischen und von 1337 bis 1521 des přemyslidischen Herzogtums Ratibor.
Auf der Fahrt nach Salzburg versuche ich noch eine Nachricht zu geben. Morgen, am 10. komme ich an. Diesmal sage ich ehrlich Gott sei Dank. Die Fahrt selber war nicht so schlimm, denn ich habe, wie in Ratibor die Leute gewonnen, aber die zwei Tage in Breslau waren entsetzlich. Das bleibt unvergeßlich. Solche Zustände sind eine Schande. Die anderen Stationen waren besser. In Breslau traf ich auch einen Herrn aus der Nähe von Kosel und einen aus Krakau. So sind wir zu dritt. Da der eine auch noch etwas bei sich hatte, haben die Vorräte bis heute gereicht. Morgen sind wir ja da. Man hat uns überall unterwegs Mut gemacht und trafen auch welche, die schon in Dachau waren. Es soll gut dort sein. Man kommt aber erst eine Zeitlang in Quarantäne und hat dann wahrscheinlich keine Verbindung. Es wird uns alles abgenommen, denn wir bekommen Wäsche und Kleidung von dort. Es hat also wenig Wert, daß ich soviel geschickt habe. Selbst mitnehmen durfte ich nur Lebensmittel. Alles andere wurde geschickt. Es war auch gut, denn wenn man bei dem Transport auch noch hätte schleppen sollen, dann wäre die Fahrt noch schlimmer gewesen. Du wirst Paula sagen, sie soll die Pakete nummerieren und einen Zettel dazulegen mit dem Inhalt. Und wenn Fritz mir Zigarren schickt, dann nie viel auf einmal. Es soll nicht ganz ehrlich zugehen. Fritz gib Bescheid, daß er an 2 Adressen etwas zu Rauchen schicken soll. Ich habe ja geschrieben und ich konnte so große Erleichterungen für mich und meine Kollegen erwirken. Er soll deshalb nicht böse sein. Sag ihm auch, ich bete, daß er jemals vor einem solchen Transport bewahrt bleibe. Nun bin ich ja doch auf alles Kommende gespannt, aber es wird gut gehen und ich habe den Willen und die Hoffnung wieder heimzukommen. Wer aus der Koseler Gegend bei mir ist, kannst Du erfahren. Er ist 63 Jahre und ich habe Angst um ihn. Mir geht es gesundheitlich gut. Bin auch frohgemut. Der Brief geht wie in R. Nun wünsche ich alles Gute. Grüße alle Bekannten und vor allem Tante Paula und Fritz. Wann ich das erste Mal schreiben darf, weiß ich noch nicht. Aber das geht ja dann an Tante P.
Vielen Dank und herzliche Grüße. Gott segne Dich
Richard
Das KZ Dachau, Vollbezeichnung Konzentrationslager Dachau, amtliche Abkürzung KL Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis Einnahme durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945 (Befreiung des Konzentrationslagers Dachau). Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Es war das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager, durch die unmittelbar im Anschluss an die Befreiung stattfindende Veröffentlichung der Zustände im Lager auch eines der bekanntesten. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, doppelt so lange wie viele der anderen Konzentrationslager. Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München.
Der Begriff Konzentrationslager (KZ, auch KL) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtet. Es bestanden schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.
Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden jene Baracken (euphemistisch: Wohnblocks) im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfession und Nationalität, größtenteils aber katholisch bzw. polnisch, inhaftiert waren. Im KZ Dachau fasste das NS-Regime gegen Ende 1940 sämtliche Geistliche aus allen Lagern in mehreren Baracken zusammen.
Bisher habe ich vergeblich auf einen Brief von Dir gewartet. Vielleicht kommt es daher, dass ich aus Breslau einen Brief erhielt und deshalb der Deine nicht durchging. Das wäre sehr schade, denn Du weißt doch, mit welcher Sehnsucht ich auf Nachricht warte. Laß bitte durch Klara schreiben an Frln. Gutsfeld, Breslau, Nowastr. 12, sie solle mir nicht schreiben, aber Päckchen dürfen sie schicken, soviel sie wollen. Die anderen Leute dürfen mir auch Pakete schicken und die Gemeinde kann einmal zeigen, was ich ihr wert war. Man muß nur immer sorgen, dass nicht 2 oder 3 zusammen kommen. P. Alois hat mir dieser Tage ein gutes Stück Kösenitzer Brot besorgt. Er lässt Dich und Dr. Virchov herzlich grüßen. Im nächsten Paket schick mir auch meine Sonnenbrille. Haben wir dieses Jahr viel Obst? Vorige Woche war ich ziemlich erkältet und hatte wieder die Nase erweitert, wie es dort auch schon einmal war. Es ist ziemlich überstanden. Wenn Klara noch den Traubenzucker von Bernstadt hat, ich wäre ihr dankbar dafür. Auf die Pakete musst Du „Dringend“ schreiben. Das kostet zwar eine Mark mehr, aber das lohnt sich. Wenn Du kein Geld mehr hast, dann heb ruhig ab. So ist das Geld am besten angewandt. Besorge mir auch die Adresse von meinem Bruder Otto, oder er soll mir selber schreiben, weil ich ihm immer antworten darf. Er wird ja erschrocken sein, als er hörte, dass ich hier bin und er schon jahrelang an der Front.
Du möchtest wissen, wie es geht. Ich bin recht zufrieden. Der Herrgott hat mich den Weg geführt und wird mich nicht verlassen. Es ist zwar eine harte Erziehungsschule, in die einen der Herrgott nimmt, aber es ist doch Gottes Schule und die ist immer gut. Menschlich ist ja manches hart und schwer, aber ich habe oft genug vom Opferweg gesprochen und werde wohl den Mut haben, auszuführen, was ich andern gesagt. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an die letzten Vorträge in der Kapelle. Ich habe nicht übertrieben, sondern alles viel zu milde gesagt. Nun sei so gut und schreib mir bald. Ich habe manchmal schon Heimweh nach Dir gehabt. Die Bekannten grüße und alle, die nach mir fragen. Ich hoffe, dass ich noch einmal alles gut machen kann, was ich Liebes erfahre. Jeden Abend bist Du in meinen Segen eingeschlossen und seit heute jeden Morgen in die hl. Kommunion.
Alles Gute wünsche ich Dir und Gottes Segen bei der Arbeit.
Herzlichen Gruß besonders auch an Dr. Virch.
Dein Richard.
Wie steht es mit Fritz Messner? Herzlichen Gruß an ihn.
An Mutter habe ich an ihrem Namenstag viel gedacht.
Das KZ Dachau, Vollbezeichnung Konzentrationslager Dachau, amtliche Abkürzung KL Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis Einnahme durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945 (Befreiung des Konzentrationslagers Dachau). Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Es war das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager, durch die unmittelbar im Anschluss an die Befreiung stattfindende Veröffentlichung der Zustände im Lager auch eines der bekanntesten. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, doppelt so lange wie viele der anderen Konzentrationslager. Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München.
Der Begriff Konzentrationslager (KZ, auch KL) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtet. Es bestanden schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.
Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden jene Baracken (euphemistisch: Wohnblocks) im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfession und Nationalität, größtenteils aber katholisch bzw. polnisch, inhaftiert waren. Im KZ Dachau fasste das NS-Regime gegen Ende 1940 sämtliche Geistliche aus allen Lagern in mehreren Baracken zusammen.
Liebe Tante Paula! Es ist auch ein Weg möglich, aber es ist gefährlich, denn es stehen hohe Strafen drauf, aber ich will doch einmal versuchen, ob Dich die Zeilen erreichen. Damit ich darüber Bescheid weiss, schreib mir das nächste Mal auf dem Paketabschnitt seinen Gruss. Ich werde dann einmal ausführlicher das Leben hier beschreiben. Du kannst Dir denken, dass man in diesen Tagen mehr Sehnsucht nach einem Heim hat, wo man sich wohl fühlt. Auch nach der Arbeit, wo man wieder einmal sein Berufsleben leben kann. So wird hier sehr schwer (sic), wenn nicht mehr so streng wie früher. Augenblicklich haben wir viel Arbeit, aber das wird schon in der nächsten Woche schon wieder besser. Die Arbeit wird auch nicht so schlimm, nur möchte man seinem Beruf entsprechend doch etwas tun. Was einem am schwersten fällt das enge Zueinandergefroscht sein im Wohnen und Schlafen. Und es kommen immer noch mehr dazu. Es fiel mir ja zu Hause schon schwer in der Wohnung zu bleiben und Du weißt ja wie ich ständig unterwegs war und nun hat man nur die Lagerstrasse, die rund 600 m lang ist und auf der in der Freizeit sich je nachdem bis 15000 Menschen bewegen und überall ist man von elektrisch geladenem Stacheldraht umgeben. Dazu steht noch alle 50 m ein Posten. Man vergisst nie, dass man Sträfling ist. Man vergisst es auch nicht durch das Kleid. Man gewöhnt sich auf die getragegestreifte Herrenuniform und hier fällt man gar nicht einmal damit auf. Ich bin so schon in der Stadt Dachau und in München gewesen. Die Leute sind eher für uns als gegen uns, das merkt man immer, wenn man mit Zivilisten zu tun hat. Wenn sie können stecken sie uns mancherlei zu. Im Lager kann man vieles erhalten, wir sagen durch organisieren. Zahlungsmittel sind Brot und Tabak. Man darf sich allerdings nicht erwischen lassen. Aber man wird ja mit der Zeit rafiniert (sic). Trotzdem bleibt das ganze ein schweres Opferleben. Es ist schon das Furchtbarste dem Menschen ohne Grund die Freiheit zu
(hier bricht der Brief ab! Anm. des Hrsg.)
Das KZ Dachau, Vollbezeichnung Konzentrationslager Dachau, amtliche Abkürzung KL Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis Einnahme durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945 (Befreiung des Konzentrationslagers Dachau). Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Es war das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager, durch die unmittelbar im Anschluss an die Befreiung stattfindende Veröffentlichung der Zustände im Lager auch eines der bekanntesten. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, doppelt so lange wie viele der anderen Konzentrationslager. Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München.
Der Begriff Konzentrationslager (KZ, auch KL) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtet. Es bestanden schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.
Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden jene Baracken (euphemistisch: Wohnblocks) im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfession und Nationalität, größtenteils aber katholisch bzw. polnisch, inhaftiert waren. Im KZ Dachau fasste das NS-Regime gegen Ende 1940 sämtliche Geistliche aus allen Lagern in mehreren Baracken zusammen.
Da Ihr ja wenig Nachricht von mir bekommt, will ich doch einmal auf einem verbotenen Wege schreiben. Es ist schwer durch Wache und elektrisch geladenen Stacheldraht einen Weg zu finden. Aber schließlich wird man doch gerissen wie ein Fuchs. Du darfst hiervon nicht mit anderen Leuten reden und nur Mutter und den Geschwistern (sic) davon in Kenntnis setzen. Ich schreibe Dir, damit nicht derselbe Name dasteht. Mutter wird sich viel Gedanken um mich machen, aber sie soll das nicht tun. Körperlich geht es mir gut, ich kann fast sagen sehr gut, denn die Erkältungen, Schnupfen, den die kalten Jahreszeiten mit sich bringen kann man ja nicht rechnen. Auserdem (sic) sorgt meine Gemeinde sehr gut für mich, dass ich keine Not habe. Ihr habt mir auch schon alle etwas geschickt. Ich habe mich darüber gefreut, weil es für mich ein Zeichen war, daß Ihr mit mir verbunden sein wollt. Anna hat es sich sicher selber abgespart, denn ich weiß ja, wie sie es braucht. Sie soll mir nichts mehr schicken, ich würde mir sonst Vorwürfe machen. Sie soll nicht fürchten, daß ich sie deshalb weniger lieb hätte. Wie es mir hier seelisch geht, ist schlecht zu beschreiben. Es ist und bleibt ein Opferleben. Es ist schwer immer unter Zwang zu stehen, schwer stets bewacht zu sein, schwer das enge Zusammenwohnen, schwer die ungewohnte Arbeit, schwer das Getrenntsein von lieben Menschen und der Berufsarbeit. Ich will es nicht leugnen, daß ich oft Heimweh habe und die Gedanken viel bei Euch sind und bei meiner Gemeinde. Aber andernseits muß ich gestehen, daß alles eine große Gnade ist. Wir fühlen es, daß wir unter dem sichtbaren Schutz Gottes stehen und wenn wir auch einen Kreuzweg gehen, dann geht der Heiland doch mit. Sonst wäre es wohl nicht erträglich. Ich habe auch die feste Überzeugung, daß dies nur eine Vorbereitung ist für neue Aufgaben in der Freiheit. Wann das kommt und wie das kommt, weiß nur der liebe Gott. Ich mache es deshalb hier so wie vorher draußen, daß ich mich dem lieben Gott überlasse. Das ist immer der beste Weg. Wenn Du mir einmal schreiben willst, dann mußt Du den Brief im Paket etwas verstecken, daß man ihn auf den ersten Blick nicht sieht. Aber erwähne nichts von diesem. Mutter besonders herzliche Grüße. Ich denke es wird für sie das alles nicht bloß ein Leid sein, sondern auch eine große Gnade. Sie soll sich immer sagen, daß ich dem Heiland gehöre und daß er mich führt. Die Menschen sind bloß Gottes Werkzeuge. Wir wollen viel für einander beten. Mein Segen ist immer bei Euch.
Nun wünsch ich alles Gute. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Bis dahin erhaltet
Ihr vielleicht einmal auf Umwegen Nachricht. Herzliche Grüße an Euch allen (sic)
Euer dankb. R.
Das KZ Dachau, Vollbezeichnung Konzentrationslager Dachau, amtliche Abkürzung KL Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis Einnahme durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945 (Befreiung des Konzentrationslagers Dachau). Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Es war das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager, durch die unmittelbar im Anschluss an die Befreiung stattfindende Veröffentlichung der Zustände im Lager auch eines der bekanntesten. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, doppelt so lange wie viele der anderen Konzentrationslager. Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München.
Der Begriff Konzentrationslager (KZ, auch KL) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtet. Es bestanden schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.
Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden jene Baracken (euphemistisch: Wohnblocks) im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfession und Nationalität, größtenteils aber katholisch bzw. polnisch, inhaftiert waren. Im KZ Dachau fasste das NS-Regime gegen Ende 1940 sämtliche Geistliche aus allen Lagern in mehreren Baracken zusammen.
Heute ist der dritte Adventssonntag und da will ich Dir doch etwas schreiben. Wenn die Zeilen ankommen, ist Weihnachten vielleicht schon vorbei, aber das macht ja nichts, denn Du weißt ja auch so, wie ich an Euch denke. Mutter, Dir und allen Geschwistern und Verwandten meine herzinnigen Weihnachtswünsche, vor allem, daß endlich Friede werde und wir uns wiedersehen. Es dauert allmählich zulange und die Gefahren werden nicht weniger, aber wir wollen das Vertrauen auf den lieben Gott nicht verlieren. Wir werden zwar auf harte Proben gestellt, aber Gott weiß ja warum er es tut. Die Nachrichten über Euch sind recht spärlich, was ja nicht zu ändern ist. Tante Paula wird ja wenig erfahren und auch wenig Zeit zum Schreiben finden. Und für Schwarzschreiben sind die Strafen sehr hoch, darum schweigt man lieber. Damit verliert sich aber nicht die Sehnsucht und damit das Heimweh. Paula hat bisher gut für mich gesorgt und hoffentlich hat sie die Möglichkeit dazu solange es notwendig ist. Sonst würde es einem schlecht ergehen. Von Wassersuppe kann man halt doch nicht leben. Ich kann Gott sei Dank nicht klagen und es ist rührend, wie meine Gemeinde für mich sorgt.
Manches hat sich auch hier geändert und die Verhältnisse sind in vielem zu unseren Gunsten gewandelt. Man kann schon eher etwas wagen und die Arbeit ist menschlich. Wenn einmal Schikanen auftreten, dann merkt man doch, daß sie mehr aus Verzweiflung entstehen, denn es hängt ja alles mit den politischen Verhältnissen zusammen.
In der letzten Zeit haben wir manch schöne Feier gehabt. Heute war sogar Priesterweihe. Kannst Du Dir das vorstellen? Am zweiten Weihnachtstage wird Primiz sein, aber der Primiziant wird nicht oft am Altare stehen, schwer lungenkrank, und ob seine Eltern ihn als Priester sehen werden, ist sehr zweifelhaft. Weihnachten halten wir das erste Mal Pontifikalamt. Die Gewänder und was dazu gehört, sind hier hergestellt und so billig ist wohl noch kein Bischof zu einer Ausstattung gekommen. Daß wir daran hängen ist klar, denn es ist ja der (sic!), was uns seelisch immer wieder aufrichtet. In der Enge, in den unmenschlichen Wohnverhältnissen ist das der einzige Trost und die einzige Kraftquelle sonst würde man verzweiflen. So hilft uns aber der liebe Gott immer wieder. Und er wird uns wohl auch helfen bis zu einem guten Ende.
Nun tut mir noch einen Gefallen. Inzwischen ist (der) Kaplan von Salz hergekommen. Wenn Du Eueren Kaplan triffst, dann sage ihm Bescheid und er soll so gut sein und dafür sorgen, daß seine Gemeinde ihn wohl nicht im Stich lässt. Wenn sie etwas schicken, dann sollen sie es ihm direkt schicken und nicht auf Umwegen durch seine Eltern, dann wird es zu lange dauern. Er hat 135 127 Block wie ich. Aber im Schreiben mit Vorsicht handeln. Also sonst niemand erzählen. Und er wird ja wissen, wie er es zu machen hat. Bis dahin füttere ich ihn mit.
Nun wünsche ich Dir alles Gute. Es ist schon spät am Abend. Sag den Angehörigen herzliche Grüße. Ich denke immer an Euch und wenn wir zusammen beten, dann wird alles gut werden.
Auf Wiedersehn Dein Bruder Richard.
Das KZ Dachau, Vollbezeichnung Konzentrationslager Dachau, amtliche Abkürzung KL Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis Einnahme durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945 (Befreiung des Konzentrationslagers Dachau). Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Es war das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager, durch die unmittelbar im Anschluss an die Befreiung stattfindende Veröffentlichung der Zustände im Lager auch eines der bekanntesten. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, doppelt so lange wie viele der anderen Konzentrationslager. Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München.
Der Begriff Konzentrationslager (KZ, auch KL) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtet. Es bestanden schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.
Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden jene Baracken (euphemistisch: Wohnblocks) im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfession und Nationalität, größtenteils aber katholisch bzw. polnisch, inhaftiert waren. Im KZ Dachau fasste das NS-Regime gegen Ende 1940 sämtliche Geistliche aus allen Lagern in mehreren Baracken zusammen.
Dieser Tage erhielt ich nun einen Brief von Tante Paula auch Nachricht über Euch. Inzwischen ist ihre Postleitzahl gesperrt und ich kann nicht mehr antworten. Nach den letzten Berichten ist dort noch nicht besetzt aber unmittelbar Frontgebiet. Ratibor 12 km, Rybnik 20 km, Isleß 25 km, Ostrand 15 km, Troggau 17 km. Ob Paula noch dort ist, weiß ich nicht. Ich mache mir jedenfalls große Sorgen. Wenn Ihr irgendwie mit ihr in Verbindung bleiben könnt, wäre ich Euch dankbar. Wenn ich nicht bald Nachricht bekomme, muß ich meine Schreibadresse ändern lassen, dann werde ich Dir in Zukunft schreiben.
Ich habe Euch neulich Nachricht zugeschickt durch Horbach. Hoffentlich klappt es. Inzwischen hat sich hier vieles geändert. Auf der Lagerseite wo ich arbeite ist eine Epedemie (sic) ausgebrochen und damit sie nicht weiter um sich greift, sind wir gänzlich isoliert worden. So bin ich von den anderen getrennt und kann nur auf Umwegen mit ihnen verkehren. Einer spielt alle paar Tage den Tarsizius (sic), so bin ich doch nicht ganz verlassen. Sonst sieht es recht schlimm bei uns aus. Die Leute sterben in Massen, weil sie vollständig ausgehungert sind. Es sind dann nur noch Gerippe. Ein grauenhaftes Bild. Ich habe mich gegen Typhus impfen lassen und ich hoffe, dass mich der Herrgott beschützt. Es geht mir auch körperlich ganz gut. Und dann hofft man doch, dass es nicht mehr so lange dauert. Wenn Horbach zurück fährt, könnt Ihr ihm ein Paket mitgeben. Von Strandorf kann ich ja nichts mehr erwarten. Otto ist ja glücklich wieder in Deutschland. Hoffentlich ist seine Verwundung nicht sch(l)imm. Wenn Günther einmal hier vorbeifährt, soll er mich besuchen. Als Soldat wird es ihm gestattet. Auch wenn Otto oder sonst einer in die Nähe kommt. Über die Ereignisse sind wir gut informiert, so leben wir nicht ganz auf dem Mond. Man macht sich allerdings Gedanken, wie das hier einmal ausgehen wird. Machen können wir nichts, wir können uns nur auf den Herrgott verlassen. Bisher ist ja alles gut gegangen, so wird auch das Ende gut werden.
Grüße alle daheim, besonders Mutter. Sie soll sich keine Gedanken machen. Ich denke alle Tage an Euch.
Wenn ihr (sic) mit Paula Verbindung habt, dann viele Grüße an sie.
Euch allen herzliche Grüße
Euer Richard
Das KZ Dachau, Vollbezeichnung Konzentrationslager Dachau, amtliche Abkürzung KL Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis Einnahme durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945 (Befreiung des Konzentrationslagers Dachau). Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Es war das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager, durch die unmittelbar im Anschluss an die Befreiung stattfindende Veröffentlichung der Zustände im Lager auch eines der bekanntesten. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, doppelt so lange wie viele der anderen Konzentrationslager. Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München.
Der Begriff Konzentrationslager (KZ, auch KL) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtet. Es bestanden schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.
Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden jene Baracken (euphemistisch: Wohnblocks) im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfession und Nationalität, größtenteils aber katholisch bzw. polnisch, inhaftiert waren. Im KZ Dachau fasste das NS-Regime gegen Ende 1940 sämtliche Geistliche aus allen Lagern in mehreren Baracken zusammen.