Richard Henkes war am 26. Mai 1900 in Ruppach geboren worden. Ruppach ist jenes Dorf im Westerwald, das heute mit dem Nachbarort vereint Ruppach-Goldhausen heißt, und um 1900 gut 320 Katholiken zählte.
mehrSo tritt Richard 1912 als Schüler im neu erbauten Studienheim Schönstatt bei den Pallottinern bei. Er gehört zum ersten Jahrgang, der das neue Studienheim bezieht. Hier spielt sich das Leben von Richard für die nächsten sieben Jahre ab.
mehrAuf die durch das Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ausgelöste Julikrise, folgte die österreichisch-ungarische Kriegserklärung an Serbien, welche den Beginn des Ersten Weltkriegs markiert. Am 2. Februar 1916 wurde Richard Mitglied der Congregatio major und entschied sich für die Mitarbeit in der Missionssektion.
mehrRichard wurde am 16. Juni 1917 zum Assistenten der Missionssektion gewählt und erhielt damit auch die Verantwortung für die bereits zum Militär eingezogenen Mitglieder.
mehrAm 23. März 1918 musste Richard zur Musterung nach Koblenz und wurde „kriegsverwendungsfähig Infanterie“ geschrieben. In Montabaur legte er am 21./22. Mai 1918 das staatliche Einjährigenexamen ab, das die Voraussetzung für eine Offizierslaufbahn ist.
mehrIm Juli legte Richard seine schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen ab und erhielt das Reifezeugnis. Wenig später begann er mit den Exerzitien vom 17. bis 24. September 1919 und der Einkleidung am 24. September zusammen mit 22 Priester- und 10 Brüderkandidaten das zweijährige Noviziat in Limburg.
mehrAm 1. Oktober 1921 begann das zweite Studienjahr. Neben der wissenschaftlichen Ausbildung lief auch die religiöse Ausbildung weiter. Die zweite Weihe legte Richard am 24. September 1922 ab, die dritte Weihe ein Jahr später.
mehrRichard schloss seine Studien in Limburg ab und begann als Lehrer in Schönstatt.
mehrGesundheitliche Probleme machten sich im Mai 1927 bei Henkes bemerkbar. Während dies zunächst auf Überanstrengung zurückgeführt wurde, stellte sich bei einer Untersuchung im St. Maria-Josef-Krankenhaus in Ahrweiler heraus, dass er an einer schweren Lungentuberkulose erkrankt war.
mehrNeben seiner Lehrtätigkeit in Alpen wurde Richard zugleich 2. Hausrat. Mit großem Eifer und Tatendrang ging er seinen Aufgaben nach. Doch es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Henkes und dem Rektor.
mehrZurück in Schönstatt unterrichtete Henkes nun Deutsch und Erdkunde. Seine Schüler freuten sich über die Rückkehr des Lehrers, der viel pädagogisches Geschick zeigte und den Schülern offen und mit Humor begegnete.
mehr1931 war die politische Situation im Deutschen Reich weiterhin instabil, die Weltwirtschaftskrise verschärfte sich zunehmend und die Arbeitslosigkeit stieg rapide an. In dieser Zeit kam Henkes im oberschlesischen Katscher an.
mehr1937 versetzte man Richard Henkes nach Frankenstein in Schlesien. Doch die Oberen seiner Gemeinschaften hielten es nach dem Prozess gegen Pater Henkes für ratsam, ihn 1938 aus der Schule zu nehmen und er gab seinen geliebten Lehrerberuf auf.
mehrAm 26. Juni 1940 mussten die Pallottiner die Schule in Frankenstein auf Befehl der Nazis räumen. Kurz darauf, am 19. Juli 1940, wurde Henkes bei seiner gesundheitlichen Untersuchung als kriegeverwendungsfähig (kv) gemustert.
mehrDie Gestapo hatte den „Volksaufwiegler“ und „Hetzpater“ schon länger im Visier. Nach seiner Predigt am 12. März 1943 in der Pfarrkirche von Branitz wurde Richard Henkes angezeigt.
mehrAm 10. Juli 1943 traf Richard Henkes im Konzentrationslager Dachau ein. Es war eines der ersten von den Nazis gebauten Konzentrationslagern mit einem Krematorium mit vier Verbrennungsöfen.
mehrWie alle Häftlinge mussten die Priester nach 1942 einem der verschiedenen Arbeitskommandos angehören. Henkes kam mit seiner Einweisung auf Priesterblock 26 in das Arbeitskommando „Plantage“.
mehrDie neue Arbeitsstelle trat Richard Henkes im August 1944 an und befand sich im Zugangsblock 17, den er morgens aufsuchte und abends wieder verließ. Als Kantineneinkäufer und Schreiber war Richard eine Art Verwalter für die Männer von Baracke 17.
mehrGegen Kriegsende brach vor Weihnachten 1944 im KZ Dachau eine Typhusepidemie aus. Es handelt sich um eine Infektionskrankheit, die durch Kleiderläuse übertragen wird.
mehrEin entsprechendes Kommando brachte den Leichnam von Pater Richard Henkes in die Todeskammer, wo er noch am selben Tag seziert wurde. Es gelang Pfarrer Richard Schneider, den Kapo des Krematoriums dafür zu gewinnen, den Leichnam von Richard Henkes einzeln zu verbrennen.
mehrDie Provinzversammlung der Limburger Pallottiner-Provinz beschließt im Januar 2001, einen Seligsprechungsprozess einzuleiten.
Am 24. Mai 2003 eröffnet der Bischof von Limburg, in dessen Bistum der Geburtsort von Pater Richard Henkes liegt, das Diözesane Erhebungsverfahren zur Seligsprechung.
Die versiegelten Akten zu Pater Richard Henkes werden im Vatikan der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen übergeben und dort offiziell angenommen.
Vor dem Geburtshaus von Richard Henkes in der Hauptstraße 10 in Ruppach-Goldhausen und in der tschechischen Partnergemeinde Strahovice erinnern Stolpersteine an den Pallottinerpater und das an ihm verübte Unrecht durch die Nazis.
mehrAm 22. Dezember erkennt Papst Franziskus Pater Henkes‘ Sterben offiziell als „Martyrium“ an.